Meine Rede anlässlich meiner Vereidigung zum Bürgermeister

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
sehr geehrte Stadtverordnete,
sehr geehrte Damen und Herren von Verwaltung und Presse,
sehr geehrte Gäste,

heute ist ein besonderer Tag für mich. Ich stehe in diesem Moment vor Ihnen als vereidigter neuer Bürgermeister meiner Heimatstadt Nidderau. Ich bin den Menschen in dieser Stadt dankbar, dass sie mir dieses Amt mitsamt seiner großen Verantwortung anvertraut haben. Dieses Vertrauen ist mir Verpflichtung. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen allen, den Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Kirchen, Initiativen, Unternehmen und politischen Gremien unsere Stadt weiterzuentwickeln.

Ich folge auf Gerhard Schultheiß, der dieses Amt dann 24 Jahre innegehabt haben wird. Gerhard Schultheiß hat die Stadt Nidderau, die im vergangenen Jahr 50 Jahre alt wurde und deren Jubiläum wir leider nicht feiern konnten, geprägt wie kaum ein Zweiter. Dass Nidderau zu der attraktiven Stadt wurde, die es heute ist, ist maßgeblich auch sein Verdienst.  Lieber Gerhard, für Deine Arbeit zum Wohle unserer Stadt möchte ich Dir an dieser Stelle ganz herzlich danken. Ich bin sicher, dass wir eine Gelegenheit finden werden, uns alle in einem angemessenen Rahmen bei Dir zu bedanken und Dich zu verabschieden. Dies hast Du Dir redlich verdient.

Mit der Wahl zum Bürgermeister geht für mich nicht nur ein Traum in Erfüllung, sondern es erwartet mich auch eine verantwortungsvolle Aufgabe. Seien Sie sich sicher: Dessen bin ich mir bewusst. Mit Neugierde, Optimismus und Tatkraft, aber auch Respekt und Demut möchte ich den vielfältigen Aufgaben, die vor mir liegen, begegnen.

Unsere Stadt auch in Zukunft erfolgreich weiter zu entwickeln, das geht nur zusammen. Daher lade ich Sie dazu ein, gemeinsam an dem Nidderau von morgen zu arbeiten.

Dem Blick nach vorne möchte ich einen kurzen Blick zurück voranstellen: Kürzlich habe ich in einem Buch den Satz gelesen „Wahlkampf kommt von Kampf.“ Dass man in einer demokratischen Wahl um den Sieg kämpfen muss, ist uns allen klar. Das ist übrigens auch gut so, hilft der demokratische Wettbewerb doch dabei, die eigenen Standpunkte immer wieder aufs Neue zu hinterfragen. Im zurückliegenden Wahlkampf wurden allerdings an vielen Stellen Grenzen überschritten. Da trat aus dem Wahlkampf buchstäblich der Kampf hervor. Ich habe dies ausgehalten, mein Mitbewerber wahrscheinlich ebenfalls.

Heute Abend sind allerdings auch meine Eltern anwesend. Aufrichtige Menschen, in Nidderau verwurzelt und geschätzt, mittlerweile beide über 70 Jahre alt, die für ihre Eltern, drei Söhne und fünf Enkelkinder immer da waren und sind. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Euch, liebe Eltern, für Eure Unterstützung auf meinem Lebensweg ganz herzlich zu danken. Schön, dass Ihr heute Abend anwesend seid, wie auch mein Sohn und meine Partnerin.

Meine Eltern stehen exemplarisch für all die Menschen, die in den zurückliegenden Wahlkampf unfreiwillig hineingezogen wurden. Dies hätte ich ihnen gerne erspart. Ich sage es deutlich: Eine solche politische Unkultur ist durch nichts zu rechtfertigen.

Ich appelliere deshalb an Sie alle im Blick auf die anstehende Kommunalwahl und darüber hinaus: So etwas darf sich in unserer Stadt nie mehr wiederholen. Auch in einem hitzigen Wahlkampf dürfen Werte wie Respekt und Rücksichtnahme nicht auf der Strecke bleiben. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Es muss möglich sein, sich in der Sache zu streiten, aber gleichzeitig anständig miteinander umzugehen.

Dies schulden wir nicht zuletzt den Menschen, für die wir Politik machen: Den Menschen unserer Stadt, die uns ihr Vertrauen schenken. Dieses Vertrauen müssen wir uns immer wieder aufs Neue erarbeiten und verdienen.

Wie bereits nach meiner Wahl angekündigt bin ich bereit zu helfen, die Gräben, die der Wahlkampf aufgerissen hat, zuzuschütten und manche Äußerung zu vergessen und auch zu vergeben. Daher möchte ich symbolisch den politischen Mitbewerbern die Hand ausstrecken und ich hoffe inständig, dass dies erwidert wird.

Denn die Herausforderungen für unsere Stadt in den kommenden Jahren sind zahlreich und vielfältig: Wir müssen unsere Natur erhalten und die ärztliche Versorgung sichern, im Idealfall sogar ausbauen. Wir müssen unsere Vereine unterstützen, Kultur- und Freizeitangebote für alle Generationen schaffen und sicherstellen, dass Wohnen in Nidderau bezahlbar ist. Wir müssen die örtliche Infrastruktur, seien es KiTas, das Schwimmbad, schnelle Internetleitungen oder unseren ÖPNV, stetig an die sich im Laufe der Zeit verändernden Bedürfnisse anpassen und unsere Stadtteile stärker beleben. Wir müssen bestehendes Gewerbe halten, neues ansiedeln und unsere Finanzen langfristig stabilisieren. Und so weiter und so fort. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen, aber ich denke das übergeordnete Ziel ist klar: Es gilt dafür zu sorgen, dass unsere Stadt auch in Zukunft lebenswert und attraktiv bleibt, und dies alles vor dem Hintergrund einer weltweiten Pandemie, deren Folgen bis heute nicht absehbar sind.

Um die geschilderten Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, benötigen wir ein konstruktives und vertrauensvolles Miteinander, auch über Parteigrenzen hinweg. Dazu gehört auch, abweichende Meinungen nicht automatisch als falsch anzusehen und sein Gegenüber dafür zu verurteilen, sondern vielmehr seine Äußerungen zum Anlass zu nehmen, sich selbst und den eigenen Standpunkt zu hinterfragen.

Auch gesellschaftlich liegen große Herausforderungen vor uns, die durch die Pandemie seit dem letzten Jahr noch einmal verstärkt wurden: Viele Menschen, aus dem Umland, ganz Deutschland, aber auch anderen Ländern, sind in den vergangenen Jahren nach Nidderau gezogen. Wie gelingt es uns, all diese Menschen dazu zu gewinnen, sich mit Freude und Interesse in das Gemeinwesen vor Ort einzubringen? Ein Teil des großen Ganzen zu werden?

Ebenso beschäftigt mich das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer Stadt, die im vergangenen Jahr 50 Jahre alt wurde: Nidderau besteht aus fünf Stadtteilen, die allesamt wichtig und besonders sind. Ich möchte dabei helfen, unsere verschiedenen Stadtteile und die darin lebenden Menschen zusammenzuführen und in unserer Stadt das Gefühl stärken, Nidderauer zu sein. Ich sage an dieser Stelle ganz bewusst: Wir können stolz sein auf unsere Stadt. Die Stärkung des Zusammenlebens und des Zusammenhalts in unserer Stadt soll einen Schwerpunkt meiner Amtszeit bilden. Und ich weiß: Dies geht nur gemeinsam.

Ich möchte schließen mit einem Zitat von Willy Brandt aus dem Jahr 1992, das er gegen Ende seines Lebens im Rahmen eines Grußworts verfasste, und an dem wir uns für unsere weitere Arbeit orientieren könnten:

„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“

In diesem Sinne: Es liegt eine Menge Arbeit vor uns, aber wir müssen keine Angst vor der Zukunft haben. Es gibt viel zu erreichen für unsere Stadt Nidderau. Dazu wünsche ich uns allen gute Gesundheit, die nötige Schaffenskraft und Gottes Segen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.